Theatrales im Film: DIE LETZTE KARAWANSEREI
Freitag, 11. Dezember, 16.00 Uhr, Filmhauskino Köln
FR, 2006, OmU, 90 min (1. Teil – Le Fleuve Cruel), entstanden in Kooperation mit dem Théâtre du Soleil, ARTE France, BelAirMedia
Regie: Ariane Mnouchkine
Dramaturgie: Hélène Cixous
Kamera: Bernard Ziztermann
Ausstattung & Kostüm: Serge Nicolaï et Duccio Bellugi-Vannuccini
Schnitt: Catherine Vilpoux
Musik: Jean-Jacques Lemêtre
Darsteller: u.a. Shaghayegh Beheshti, Duccio Bellugi-Vannunccini, Sébastien Brottet-Michel, Virginie Colemyn, Olivia Corsini, Delphine Cottu
Das Filmprojekt DIE LETZTE KARAWANSEREI beinhaltet eine Zusammenstellung von über 400 Gesprächen mit Flüchtlingen aus Kriegs- und Krisengebieten rund um den Erdball, die die französische Regisseurin Ariane Mnouchkine und ihre Dramaturgin Hélène Cixous seit 2001 aufgezeichnet haben. Zunächst als Theaterstück für das multikulturelle Ensemble des „Théâtre du Soleil“ entwickelt (viele Flüchtlinge sind unter ihnen), kam es 2006 in derselben Besetzung zu einer Verfilmung im gleichen Bühnenbild in den Studios der Cartoucherie de Vincennes.
Theatrales im Film
„DIE LETZTE KARAWANSEREI (ODYSSEUS) will ein Film sein, ein echter Film. Des Kinos.“ (Ariane Mnouchkine)
Mit dem besonderen Blick der Theatermacherin gelingt es Ariane Mnouchkine Filmsequenzen zu entwickeln, die über das bloße Abfilmen einer Theaterszene hinausgehen, und die auch nicht bloß dokumentieren. Der Film besteht aus einer Reihung von Flüchtlingsschicksalen, die nach dem offenen Prinzip des Stationendramas dramaturgisch arrangiert sind. Wie unter einem Vergrößerungsglas betrachtet und untersucht der Film die Figurenbeziehungen und die Einzelschicksale der Flüchlinge – und nimmt uns für sie ein. Einer bloßen „Einfühlung“ steht jedoch die abstrakte Theaterkulisse entgegen. Sie besteht aus gemalten Hintergründen und anzitierten Räumen. Die Inszenierung Mnouchkines hebt die vermeintlichen Widersprüche zwischen Darstellung und Kulisse im Sinne des Brechtschen Verfremdungseffektes auf. Ihrer filmischen Realisation des Theaterstückes gelingt es, die theatralen Mittel so einzusetzen, dass sie uns mit einer Wirklichkeit konfrontiert, die wirklicher zu sein scheint, als die Wirklichkeit selbst.